Zu wenig Kapazitäten
04.04.2018, 10:33 Uhr
Schleppender Breitbandausbau: Fachkräftemangel ist das Hauptproblem
Der Breitbandausbau ist in erster Linie kein Problem des Geldes. Viele Baufirmen haben schlicht nicht genügend Kapazitäten, um die zusätzlich anfallenden Planleistungen zu übernehmen.
Zu wenig Kapazitäten bei der Planung und der Fachkräftemangel am Bau verzögern aus Sicht eines Bauverbandes den Ausbau des schnellen Internets. "Es fehlen massiv Planungskapazitäten bei den Bauämtern und bei den Planungs- und Ingenieurbüros, welche die Unternehmen auch nicht übernehmen können", sagte der Vizepräsident des Rohrleitungsbauverbandes, Andreas Burger, der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangenen Jahrzehnten seien Planungskapazitäten abgebaut worden.
"Der Breitbandausbau ist in erster Linie kein Problem des Geldes. Die öffentlichen Kassen sind gut gefüllt. Und ein Glasfaserkabel zu verlegen, ist nicht schwierig, wenn das Unternehmen über die erforderlichen Fachkenntnisse verfügt und entsprechend zertifiziert ist", sagte Burger, der die Baufirma Sax + Klee in Mannheim leitet.
"Aber viele Baufirmen haben einfach nicht genügend Kapazitäten, um die zusätzlich anfallenden Planleistungen zu übernehmen. Es sind Genehmigungen zu beantragen, man muss mit den Versorgern sprechen, mit Bauämtern", sagte Burger. Die Ausschreibungsunterlagen, die an die Firmen verschickt werden, seien sehr umfangreich. "Es gibt planerische Vorgaben etwa über Mindestabstände zu bestehenden Leitungen und zur Verlegetiefe, die zu beachten sind." Seit langem aber gebe es einen Engpass bei Fachkräften für Planungsleistungen.
Bis 2025 flächendeckender Ausbau mit Gigabit-Netzen
Burger verwies außerdem darauf, das Fachkräfte am Bau fehlten. "In der Bauwirtschaft gab es mal 1,4 Millionen Beschäftigte." Aktuell seien es 800.000. "Wir müssen den Beruf wieder attraktiver machen und die berufliche Bildung stärken. Im Moment versuchen Auftraggeber verstärkt, den Firmen Fachkräfte abzujagen."
Die große Koalition will den Breitbandausbau beschleunigen und bis 2025 einen flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen erreichen. "Die versprochene Geschwindigkeit beim Ausbau des schnellen Internets wird sich nicht halten lassen", sagte Burger. "Ich halte auch den angekündigten Rechtsanspruch auf ein schnelles Internet bis 2025 für bedenklich."
Bis dahin sei ein flächendeckender Ausbau nicht zu schaffen. "Wir als Baufirma würden auch solch einen Vertrag mit einem Rechtsanspruch nicht unterschreiben, da wir die Planungs- und Genehmigungsleistungen vertraglich und terminlich nicht beeinflussen können, um termingerecht ein schnelles Netz zu gewährleisten."