Klangpersonalisierung
11.01.2019, 10:12 Uhr
Nuraphone: Kopfhörer mit Ohranalyse im Test
Mit den Nuraphones bringt der Hersteller Nura einen Kopfhörer, der den Klang den individuellen Eigenschaften des Nutzers anpasst, indem er das Ohr mit Mikrofonen ausmisst. Wir haben den Hightech-Hörer getestet.
Wenn sich zehn Menschen ein und denselben Song anhören, so klingt er für jeden anders – und das ist nicht nur vom Alter und der damit verbundenen Fähigkeit, bestimmte Frequenzen hören zu können, abhängig, sondern auch von der Form des Gehörgangs und vielen weiteren Faktoren, die bei jedem unterschiedlich sind. Der Hersteller Beyerdynamic hat mit dem Aventho (hier gehts zum Test) vor einiger Zeit einen Kopfhörer herausgebracht, bei dem man mittels App-Hörtest ein individuelles Klangprofil einspeichern kann.
Der australische Anbieter Nura will nun mit einem anderen Konzept Kunden gewinnen – die Nuraphone genannten Kopfhörer analysieren selbständig das Hörvermögen des Nutzers und ändern die abgespielte Musik entsprechend ab. Dabei werden die sogenannten otoakustischen Emissionen aufgezeichnet, das sind Schallwellen, die von den äußeren Haarzellen des Innenohrs als Reaktion auf eingehende Töne ausgesendet werden. In der Medizin wird dieses Verfahren bei Säuglingen eingesetzt, aber auch um etwaige Hörstörungen bei Erwachsenen zu diagnostizieren.
Die Nuraphones nehmen diese Messung innerhalb von etwa einer Minute ohne Zutun des Nutzers vor, er muss dazu lediglich die App auf seinem Smartphone installieren. Das Ergebnis ist tatsächlich beeindruckend. Vor der Individualisierung klingen die Kopfhörer eher durchschnittlich, teilweise sogar dumpf. Schaltet man aber über die App sein eigenes Klangprofil ein, wirkt es so, als habe man vorher mit einem dicken Kissen über den Ohren die Musik angehört.
Die Höhen sind deutlich klarer, die Bässe deutlich präsenter und vor allem Stimmen kommen direkter herüber. Trotzdem klingt nichts überzeichnet oder künstlich verstärkt, wie es etwa beim bekannten Loudness-Modus vieler Autoradios oder anderer Lautsprecher der Fall ist. Wer nun vermutet, die Entwickler hätten den Kopfhörer absichtlich dumpf abgestimmt, damit der Effekt nach der Individualisierung umso stärker zu Tage tritt, der irrt sich. Auf dem Kopfhörer lassen sich verschiedene Profile speichern, hört man mit einem Profil eines anderen Users, so klingt dieses für einen selbst komplett anders und nur selten so gut wie das eigene.
Die gute Klangqualität erreicht der Hersteller aber nicht nur durch die personalisierte Tonwiedergabe, sondern auch durch die eigenwillige Bauweise der Nuraphones. Diese vereinen In- und Overear-Kopfhörer in einem Gerät, was allerdings zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig ist. Man hat – mehr noch als bei einem reinen Overear-Modell – das Gefühl, abgeschottet zu sein. Dazu tragen auch die Ohrteile bei, die aus Silikon bestehen. Das ist zwar leicht zu reinigen, fühlt sich aber nicht so gut an wie Stoff. Zudem mag nicht jeder Inear-Kopfhörer, und bei diesem Kopfhörer reichen die Stöpsel sehr weit ins Ohr.