Skype und Cortana
08.08.2019, 13:10 Uhr
Auch Microsoft lässt Spracheingaben von Menschen analysieren
Sprachaufzeichnungen des Skype-Übersetzers sowie von Cortana können nachträglich von Microsoft-Mitarbeitern angehört und analysiert werden. In den Nutzungsbedingungen wird allerdings nicht ausdrücklich darauf hingewiesen.
Aufzeichnungen von Anrufen mit dem Microsoft-Dienst Skype, bei denen die automatische Übersetzungsfunktion genutzt wurden, können laut einem Medienbericht nachträglich auch von Mitarbeitern angehört werden. Dabei kann es auch um sehr private Themen gehen, wie die Website "Motherboard" am Mittwoch berichtete. Auf von einem Dienstleister weitergegebenen Mitschnitten hätten Leute zum Beispiel über Beziehungsprobleme oder Gewichtsverlust gesprochen, schrieb "Motherboard".
In den Skype-Nutzungsbedingungen wurde bisher nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch Menschen Aufnahmen aus der Übersetzungsfunktion zu hören bekommen könnten - auch wenn einige Formulierungen dies andeuteten. So heißt es, dass "Sätze und automatische Abschriften analysiert werden" und eventuelle Korrekturen ins System eingetragen würden.
Skype betonte auch, dass die Identität der Gesprächsteilnehmer dabei weggelassen werde. Nur Gespräche mit der Übersetzungsfunktion würden aufgezeichnet. Der zu Microsoft gehörende Internettelefonie-Dienst bietet die automatische Übersetzung von Gesprächen fast in Echtzeit seit 2015 an. Inzwischen ist sie bei Anrufen für acht Sprachen verfügbar. "Skype Translator basiert auf einem maschinellen Lernprozess", heißt es auf einer Webseite zu dem Thema. Ein Link zu "Datenschutz bei Verwendung von Skype Translator" führte am Mittwoch zu einem Bereich, der nur für Microsoft-Mitarbeiter und -Partner zugänglich ist.
Cortana-Sprachbefehle ebenfalls betroffen
Dem Informanten von "Motherboard" zufolge hören sich Dienstleister zum Teil auch Mitschnitte von Sprachbefehlen an Microsofts Assistenzsoftware Cortana an. In den vergangenen Monaten waren die Microsoft-Konkurrenten Amazon, Apple und Google unter massive Kritik geraten, weil sie Nutzer nicht auf diese Praxis hinwiesen. Inzwischen setzten Google und Apple die Auswertung von Aufzeichnungen zur Verbesserung ihrer Sprachassistenten aus. Amazon bietet Nutzern die Möglichkeit, einer solchen Verwendung von Mitschnitten zu widersprechen. Apple kündigte an, Nutzer künftig ausdrücklich um Zustimmung dazu zu bitten.
Microsoft erklärte in einer Stellungnahme an "Motherboard", man erhalte eine Erlaubnis der Nutzer vor der Sammlung und Verwendung ihrer Daten. Bevor Informationen an Dienstleister gehen, würden sie anonymisiert und die Partner seien an strikte Vertraulichkeitsvorgaben gebunden.