Marktreport Mobilfunk-Netzbetreiber
27.07.2009, 08:53 Uhr
Zeit, dass sich was dreht
Die Mobilfunk-Umsätze der Netzbetreiber stagnieren, auch die Marktanteile bleiben fast konstant - T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 suchen den Ausweg mit dem Thema Konvergenz - Experimente mit neuen Tarifmodellen
Es ist ein Rechenexempel, das selbst für Nicht-Mathematiker einfach nachzuvollziehen ist: Rund 106 Millionen SIM-Karten haben die vier deutschen Mobilfunknetzbetreiber derzeit freigeschaltet, doch nur rund 82 Millionen Einwohner leben gemäß amtlicher Statistik zwischen Flensburg und Friedrichshafen. Da für den Normalbürger ein einziges funktionierendes Handy durchaus ausreichend ist, tun sich die Carrier schwer, neue Kunden für sich zu gewinnen - noch dazu, nachdem der Wechselwille hierzulande nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint: Schenkt man einer von Telefónica O2 veröffentlichten Studie Glauben, so haben 75 Prozent aller Mobiltelefonierer noch nie ihren Netzbetreiber gewechselt.
Zu austauschbar sind die Services und Leistungen der Anbieter, zu gering sind offenbar auch die Unterschiede bei den Tarifen. Hinzu kommt, dass der fortschreitende Preisverfall im Mobilfunkmarkt sowie die vom Regulierer erzwungene Absenkung der Auslands-Roaming-Gebühren Ertrag und Ergebnis der Netzbetreiber belasten und den ARPU (Umsatz pro Kunde) beständig sinken lassen. Der jährlich mit Stolz vermeldete Teilnehmerzuwachs, der letztlich nur aus dem Absatz von Zweit- und Drittkarten resultiert, kann diesen Rückgang nicht stoppen - so dass man den Eindruck gewinnen kann, dass sich die Carrier derzeit nur im Kreis drehen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Die schwierige Suche nach dem Stein der Weisen
Dass die Netzbetreiber in dieser Situation händeringend nach Möglichkeiten der Differenzierung vom Wettbewerb suchen, ist verständlich. Den Stein der Weisen, also die zündende Idee, wie man aus Telefonminuten Gold oder zumindest mehr Geld machen kann, hat indes auch im vergangenen Jahr niemand gefunden. Vielmehr bleiben die Anbieter bei ihren - durchaus kontroversen - Strategien, mit denen sie mehr Marktanteile erobern wollen. Während E-Plus weiterhin auf sein Mehrmarken- und "Smart Follower"-Konzept setzt, erhoffen sich T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 mehr Geschäftserfolg durch das Thema Konvergenz. "Tarifkonzepte, die die klassische Festnetz- und die Mobilfunkwelt integrieren, werden an Bedeutung gewinnen", gibt man sich bei T-Mobile überzeugt. Lutz Schüler, Geschäftsführer Marketing & Sales bei Telefónica O2 Germany, bestätigt: "Wir sehen eine gestiegene Nachfrage der Kunden nach gebündelten Festnetz- und Mobilfunkangeboten."
Immerhin verfügen diese drei Netzbetreiber mittlerweile über eine ernst zu nehmende Infrastruktur im Bereich Festnetz: Vodafone hat hierzu seine Tochter Arcor mit ihren 2,5 Millionen DSL-Kunden in den Konzern integriert und wird zudem zum 1. August den Markennamen Arcor auslaufen lassen. Telefónica O2 kann auf das Weitverkehrsnetz der ehemaligen Telefónica Deutschland zurückgreifen, verfügt aber bislang nur über rund 250.000 DSL-Teilnehmer - weshalb die Münchner auch gerne die HanseNet-Kunden übernehmen würden. Und auch im Hause Telekom setzt man auf ein Zusammenwachsen der lange Zeit getrennten Geschäftsbereiche T-Home und T-Mobile.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Verwunderlich bleibt nur, dass E-Plus von der Festnetz-Mobilfunk-Konvergenz nichts wissen möchte - und damit offenbar in einem anderen Markt zu leben scheint: "Das Thema spielt zum jetzigen Zeitpunkt eine geringe Rolle. Aus Verbrauchersicht sehen wir keinen echten Bedarf", so Bernd Knisch, Department Manager Sales Marketing der E-Plus Gruppe.
Zumindest bislang lag E-Plus mit seiner Strategie aber richtig: Immerhin konnten die Düsseldorfer als einziger der vier Netzbetreiber ihren Umsatz im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr steigern. "Für unser Ziel, den Bedürfnissen von unterschiedlichen Zielgruppen gezielt zu entsprechen, sind transparente und einfache Produkte wichtige Instrumente", beschreibt Knisch das Konzept und fügt selbstbewusst an: "Und damit sind wir seit 2005 erfolgreich unterwegs." Doch nicht immer sind die Produkte bei E-Plus wirklich einfach: So verkündete der Netzbetreiber im Frühjahr 2009 eine etwas kompliziert geratene Tarifreform, die neue Elemente wie den "Treue-Vorteil" und den "Bring-mit-Vorteil" umfasste. Diese Tarife gab es jedoch - wie so häufig bei E-Plus - in dieser Form nur eine begrenzte Zeit: Für August hat der Carrier bereits eine Überarbeitung der Tarife angekündigt, bei der besagter Treue-Vorteil bereits wieder abgeschafft werden soll.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
O2 stellt mit "O2 o" eineTarifinnovation vor
Mit einem richtig einfachen Tarif verblüffte hingegen Telefónica O2 Germany: Anfang Mai führten die Münchner mit "O2 o" den ersten Minutentarif mit monatlicher Höchstgrenze - im Jargon des Netzbetreibers "Kosten-Airbag" genannt - ein. Der Launch der nach den Worten von Lutz Schüler "größten Innovation des Unternehmens seit der Einführung von Genion" sollte eine Attacke auf T-Mobile und Vodafone darstellen, wurde aber insbesondere im Handel nicht überall vorbehaltlos akzeptiert. So mancher Fachhändler machte seinem Ärger Luft, da er bei O2 o keine hohe Upfront-Provision, sondern "nur noch" eine laufzeitlange Billsize-Beteiligung bekommt. Doch gerade in wirtschaftlich schlechteren Zeiten ist so manchem Handelspartner der Spatz in der Hand offenbar lieber als die Taube auf dem Dach.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach
Letztlich hat sich O2 mit O2 o viel vorgenommen: Das vorgegebene Ziel liegt bei einer Million geschalteter Verträge in diesem Jahr, langfristig soll ein Marktanteil von 25 Prozent erreicht werden. Dass hierfür jedes Mittel recht ist, zeigt auch der Start der Endkunden-Vertriebsplattform O2seller.de - doch letztlich öffnet O2 damit nur einen Vertriebskanal, der bei den anderen Netzbetreibern schon längst genutzt wird. Einen Konflikt mit den bestehenden Vertriebslinien sieht O2 nicht: "Die Kanäle sind unabhängig voneinander und ergänzen sich. Der freie Fachhandel bleibt für uns der wichtigste Vertriebsweg", so Schüler.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Mit der Einführung von O2 o hat Telefónica O2 Germany einen durchaus radikalen Schritt gewagt - doch ob dieser letztlich die Erwartungen erfüllt und der Konkurrenz Angst und Schrecken einjagt, bleibt fraglich. T-Mobile und Vodafone zeigten sich indes bei der Tarifgestaltung etwas zurückhaltender: Neu und durchaus zukunftsweisend sind jedoch die kombinierten Sprach-/ Datentarife von T-Mobile sowie der "Vodafone Vorteil", bei dem es etwa bei gleichzeitiger Nutzung von DSL und Mobilfunk Rabatte gibt.
Gerade das Thema Mobiles Internet stellt für die Netzbetreiber einen der größten Hoffnungsträger auf steigende Umsätze dar. "Die Wachstumsraten sind hier ähnlich hoch wie in den Boomjahren des Mobilfunks", sagt Telefónica-O2-Geschäftsführer Lutz Schüler. Ebenso wie T-Mobile und Vodafone sind daher nun auch die Münchner in die aktive Vermarktung von Netbooks mit integriertem UMTS-Modul eingestiegen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Das Handy als universelles Tool
Jedoch denken die Netzbetreiber bereits einen Schritt weiter: "Durch die angestiegene Bandbreite, always on, frei programmierbare Endgeräte und Plattformen wird die konvergente Nutzung von Diensten mit dem Handy zu einem Schlüsselerlebnis für alle Kunden. Das Handy wird zum universellen Tool, zum zentralen Steuerelement in einer vernetzten Welt", glaubt Frank Rosenberger, Geschäftsführer Consumer bei Vodafone Deutschland. T-Mobile richtet sein Augenmerk auch auf die gesellschaftliche Seite des Web 2.0: "Die persönliche und soziale Vernetzung der Nutzer, unabhängig von Zeit und Ort, gewinnt zukünftig immer mehr an Bedeutung. Deshalb entwickelt die Deutsche Telekom Dienste für Communities, die alle möglichen Formen des 'Personal and Social Networking' via Festnetztelefon, Handy, Laptop, PC oder Fernseher ermöglichen", heißt es bei den Bonnern.
Die Erwartungen sind hoch, die Realität sieht (noch) anders aus. Letztlich können die neuen Dienste aber auch nur dann nutzbar gemacht werden, wenn die Netze immer auf den neuesten Stand aufgerüstet sind. Alle Netzbetreiber investieren fortlaufend in ihre Infrastruktur - sei es, um die Flächenabdeckung zu erhöhen oder Geschwindigkeit und Kapazität zu steigern. Insbesondere Telefónica O2 unternimmt mit einem 3,5-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm für die Jahre 2007 bis 2010 besondere Anstrengungen, um zu T-Mobile und Vodafone aufzuschließen. Und dies ist auch nötig: In Umfragen liegen die Münchner bei der Netzabdeckung noch immer deutlich hinter den beiden Konkurrenten. Zudem soll auch das nationale Roaming-Abkommen mit T-Mobile zum Jahresende 2009 nun endgültig auslaufen. Deutlich voran schreitet aber auch die Vorsorgung Deutschlands mit EDGE und HSDPA. Und bis Ende 2009 will O2 HSUPA im gesamten UMTS-Netz zur Verfügung stellen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
T-Mobile und Vodafone testen bereits die nächste Mobilfunkgeneration LTE, die vermutlich ab Ende 2010 oder Anfang 2011 Datenraten von bis zu 150 MBit/s ermöglichen könnte. Der Zeitpunkt sei aber von der Verfügbarkeit der Endgeräte abhängig, heißt es unisono bei T-Mobile und Vodafone. Offiziell möchten sich die Bonner indes noch nicht auf LTE als Technologie festlegen: "Die Technik des NGMN (Next Generation Mobile Network) ist noch offen", heißt es bei T-Mobile.
Auch E-Plus hat mittlerweile neue Technologien für sich entdeckt: Nachdem der Carrier jahrelang ausschließlich auf GSM und (relativ begrenzt) auf UMTS setzte, soll nun bis Ende des Jahres EDGE nachgerüstet werden, so dass 90 Prozent der Bevölkerung versorgt werden können. Auch mit HSDPA experimentiert man angeblich schon; zum Ausbau gibt es aus Düsseldorf jedoch keine Angaben.
Letztlich wird die Netzversorgung von morgen - zumindest bei T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 - auf verschiedenen miteinander verknüpften Technologien basieren: breitbandige Mobilfunkanbindungen wie LTE, kombiniert mit Glasfaser und VDSL. "Die Herausforderung ist es, den richtigen Mix von Zukunftstechnologien zu finden. Daran arbeiten derzeit alle großen Telekommunikationsunternehmen", so O2-Geschäftsführer Lutz Schüler.
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Telefónica O2 setzt auf Ausbau seiner Shopkette
Mit unterschiedlichen Konzepten gehen die Netzbetreiber an die weitere Entwicklung der Shopkette heran. Die Zeiten des wilden Ausbaus scheinen jedenfalls vorüber zu sein: Einzig Telefónica O2 möchte die derzeitige Zahl an Shops und Partnershops noch deutlich erhöhen: Mittelfristig will das Unternehmen 1.100 Shops im O2-Look haben, derzeit sind es rund 800. "Allein seit Anfang des Jahres haben wir 80 neue Shops eröffnet, und wir setzen den Ausbau mit unveränderter Geschwindigkeit fort", so Lutz Schüler. Auch E-Plus konnte im letzten Jahr mehr als 100 Ladengeschäfte hinzugewinnen, allein die Zahl der Partnershops ist um 85 gestiegen. "Daher sind wir sehr gut aufgestellt", schweigt sich Marketingmanager Bernd Knisch zu weiteren Expansionsplänen aus. Bei Vodafone sind die Grenzen des Shop-Wachstums wohl erreicht: "Ab Abschluss aller Integrationsaktivitäten von Arcor wird das Thema Standortoptimierung eine wichtige Rolle spielen", so Frank Rosenberger von Vodafone.
Zu austauschbar sind die Services und Leistungen der Anbieter, zu gering sind offenbar auch die Unterschiede bei den Tarifen. Hinzu kommt, dass der fortschreitende Preisverfall im Mobilfunkmarkt sowie die vom Regulierer erzwungene Absenkung der Auslands-Roaming-Gebühren Ertrag und Ergebnis der Netzbetreiber belasten und den ARPU (Umsatz pro Kunde) beständig sinken lassen. Der jährlich mit Stolz vermeldete Teilnehmerzuwachs, der letztlich nur aus dem Absatz von Zweit- und Drittkarten resultiert, kann diesen Rückgang nicht stoppen - so dass man den Eindruck gewinnen kann, dass sich die Carrier derzeit nur im Kreis drehen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Die schwierige Suche nach dem Stein der Weisen
Dass die Netzbetreiber in dieser Situation händeringend nach Möglichkeiten der Differenzierung vom Wettbewerb suchen, ist verständlich. Den Stein der Weisen, also die zündende Idee, wie man aus Telefonminuten Gold oder zumindest mehr Geld machen kann, hat indes auch im vergangenen Jahr niemand gefunden. Vielmehr bleiben die Anbieter bei ihren - durchaus kontroversen - Strategien, mit denen sie mehr Marktanteile erobern wollen. Während E-Plus weiterhin auf sein Mehrmarken- und "Smart Follower"-Konzept setzt, erhoffen sich T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 mehr Geschäftserfolg durch das Thema Konvergenz. "Tarifkonzepte, die die klassische Festnetz- und die Mobilfunkwelt integrieren, werden an Bedeutung gewinnen", gibt man sich bei T-Mobile überzeugt. Lutz Schüler, Geschäftsführer Marketing & Sales bei Telefónica O2 Germany, bestätigt: "Wir sehen eine gestiegene Nachfrage der Kunden nach gebündelten Festnetz- und Mobilfunkangeboten."
Immerhin verfügen diese drei Netzbetreiber mittlerweile über eine ernst zu nehmende Infrastruktur im Bereich Festnetz: Vodafone hat hierzu seine Tochter Arcor mit ihren 2,5 Millionen DSL-Kunden in den Konzern integriert und wird zudem zum 1. August den Markennamen Arcor auslaufen lassen. Telefónica O2 kann auf das Weitverkehrsnetz der ehemaligen Telefónica Deutschland zurückgreifen, verfügt aber bislang nur über rund 250.000 DSL-Teilnehmer - weshalb die Münchner auch gerne die HanseNet-Kunden übernehmen würden. Und auch im Hause Telekom setzt man auf ein Zusammenwachsen der lange Zeit getrennten Geschäftsbereiche T-Home und T-Mobile.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Verwunderlich bleibt nur, dass E-Plus von der Festnetz-Mobilfunk-Konvergenz nichts wissen möchte - und damit offenbar in einem anderen Markt zu leben scheint: "Das Thema spielt zum jetzigen Zeitpunkt eine geringe Rolle. Aus Verbrauchersicht sehen wir keinen echten Bedarf", so Bernd Knisch, Department Manager Sales Marketing der E-Plus Gruppe.
Zumindest bislang lag E-Plus mit seiner Strategie aber richtig: Immerhin konnten die Düsseldorfer als einziger der vier Netzbetreiber ihren Umsatz im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr steigern. "Für unser Ziel, den Bedürfnissen von unterschiedlichen Zielgruppen gezielt zu entsprechen, sind transparente und einfache Produkte wichtige Instrumente", beschreibt Knisch das Konzept und fügt selbstbewusst an: "Und damit sind wir seit 2005 erfolgreich unterwegs." Doch nicht immer sind die Produkte bei E-Plus wirklich einfach: So verkündete der Netzbetreiber im Frühjahr 2009 eine etwas kompliziert geratene Tarifreform, die neue Elemente wie den "Treue-Vorteil" und den "Bring-mit-Vorteil" umfasste. Diese Tarife gab es jedoch - wie so häufig bei E-Plus - in dieser Form nur eine begrenzte Zeit: Für August hat der Carrier bereits eine Überarbeitung der Tarife angekündigt, bei der besagter Treue-Vorteil bereits wieder abgeschafft werden soll.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
O2 stellt mit "O2 o" eineTarifinnovation vor
Mit einem richtig einfachen Tarif verblüffte hingegen Telefónica O2 Germany: Anfang Mai führten die Münchner mit "O2 o" den ersten Minutentarif mit monatlicher Höchstgrenze - im Jargon des Netzbetreibers "Kosten-Airbag" genannt - ein. Der Launch der nach den Worten von Lutz Schüler "größten Innovation des Unternehmens seit der Einführung von Genion" sollte eine Attacke auf T-Mobile und Vodafone darstellen, wurde aber insbesondere im Handel nicht überall vorbehaltlos akzeptiert. So mancher Fachhändler machte seinem Ärger Luft, da er bei O2 o keine hohe Upfront-Provision, sondern "nur noch" eine laufzeitlange Billsize-Beteiligung bekommt. Doch gerade in wirtschaftlich schlechteren Zeiten ist so manchem Handelspartner der Spatz in der Hand offenbar lieber als die Taube auf dem Dach.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach
Letztlich hat sich O2 mit O2 o viel vorgenommen: Das vorgegebene Ziel liegt bei einer Million geschalteter Verträge in diesem Jahr, langfristig soll ein Marktanteil von 25 Prozent erreicht werden. Dass hierfür jedes Mittel recht ist, zeigt auch der Start der Endkunden-Vertriebsplattform O2seller.de - doch letztlich öffnet O2 damit nur einen Vertriebskanal, der bei den anderen Netzbetreibern schon längst genutzt wird. Einen Konflikt mit den bestehenden Vertriebslinien sieht O2 nicht: "Die Kanäle sind unabhängig voneinander und ergänzen sich. Der freie Fachhandel bleibt für uns der wichtigste Vertriebsweg", so Schüler.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Mit der Einführung von O2 o hat Telefónica O2 Germany einen durchaus radikalen Schritt gewagt - doch ob dieser letztlich die Erwartungen erfüllt und der Konkurrenz Angst und Schrecken einjagt, bleibt fraglich. T-Mobile und Vodafone zeigten sich indes bei der Tarifgestaltung etwas zurückhaltender: Neu und durchaus zukunftsweisend sind jedoch die kombinierten Sprach-/ Datentarife von T-Mobile sowie der "Vodafone Vorteil", bei dem es etwa bei gleichzeitiger Nutzung von DSL und Mobilfunk Rabatte gibt.
Gerade das Thema Mobiles Internet stellt für die Netzbetreiber einen der größten Hoffnungsträger auf steigende Umsätze dar. "Die Wachstumsraten sind hier ähnlich hoch wie in den Boomjahren des Mobilfunks", sagt Telefónica-O2-Geschäftsführer Lutz Schüler. Ebenso wie T-Mobile und Vodafone sind daher nun auch die Münchner in die aktive Vermarktung von Netbooks mit integriertem UMTS-Modul eingestiegen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Das Handy als universelles Tool
Jedoch denken die Netzbetreiber bereits einen Schritt weiter: "Durch die angestiegene Bandbreite, always on, frei programmierbare Endgeräte und Plattformen wird die konvergente Nutzung von Diensten mit dem Handy zu einem Schlüsselerlebnis für alle Kunden. Das Handy wird zum universellen Tool, zum zentralen Steuerelement in einer vernetzten Welt", glaubt Frank Rosenberger, Geschäftsführer Consumer bei Vodafone Deutschland. T-Mobile richtet sein Augenmerk auch auf die gesellschaftliche Seite des Web 2.0: "Die persönliche und soziale Vernetzung der Nutzer, unabhängig von Zeit und Ort, gewinnt zukünftig immer mehr an Bedeutung. Deshalb entwickelt die Deutsche Telekom Dienste für Communities, die alle möglichen Formen des 'Personal and Social Networking' via Festnetztelefon, Handy, Laptop, PC oder Fernseher ermöglichen", heißt es bei den Bonnern.
Die Erwartungen sind hoch, die Realität sieht (noch) anders aus. Letztlich können die neuen Dienste aber auch nur dann nutzbar gemacht werden, wenn die Netze immer auf den neuesten Stand aufgerüstet sind. Alle Netzbetreiber investieren fortlaufend in ihre Infrastruktur - sei es, um die Flächenabdeckung zu erhöhen oder Geschwindigkeit und Kapazität zu steigern. Insbesondere Telefónica O2 unternimmt mit einem 3,5-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm für die Jahre 2007 bis 2010 besondere Anstrengungen, um zu T-Mobile und Vodafone aufzuschließen. Und dies ist auch nötig: In Umfragen liegen die Münchner bei der Netzabdeckung noch immer deutlich hinter den beiden Konkurrenten. Zudem soll auch das nationale Roaming-Abkommen mit T-Mobile zum Jahresende 2009 nun endgültig auslaufen. Deutlich voran schreitet aber auch die Vorsorgung Deutschlands mit EDGE und HSDPA. Und bis Ende 2009 will O2 HSUPA im gesamten UMTS-Netz zur Verfügung stellen.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
T-Mobile und Vodafone testen bereits die nächste Mobilfunkgeneration LTE, die vermutlich ab Ende 2010 oder Anfang 2011 Datenraten von bis zu 150 MBit/s ermöglichen könnte. Der Zeitpunkt sei aber von der Verfügbarkeit der Endgeräte abhängig, heißt es unisono bei T-Mobile und Vodafone. Offiziell möchten sich die Bonner indes noch nicht auf LTE als Technologie festlegen: "Die Technik des NGMN (Next Generation Mobile Network) ist noch offen", heißt es bei T-Mobile.
Auch E-Plus hat mittlerweile neue Technologien für sich entdeckt: Nachdem der Carrier jahrelang ausschließlich auf GSM und (relativ begrenzt) auf UMTS setzte, soll nun bis Ende des Jahres EDGE nachgerüstet werden, so dass 90 Prozent der Bevölkerung versorgt werden können. Auch mit HSDPA experimentiert man angeblich schon; zum Ausbau gibt es aus Düsseldorf jedoch keine Angaben.
Letztlich wird die Netzversorgung von morgen - zumindest bei T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 - auf verschiedenen miteinander verknüpften Technologien basieren: breitbandige Mobilfunkanbindungen wie LTE, kombiniert mit Glasfaser und VDSL. "Die Herausforderung ist es, den richtigen Mix von Zukunftstechnologien zu finden. Daran arbeiten derzeit alle großen Telekommunikationsunternehmen", so O2-Geschäftsführer Lutz Schüler.
Die Tabelle mit den wichtigsten Kennzahlen der Netzbetreiber finden sie hier.
Telefónica O2 setzt auf Ausbau seiner Shopkette
Mit unterschiedlichen Konzepten gehen die Netzbetreiber an die weitere Entwicklung der Shopkette heran. Die Zeiten des wilden Ausbaus scheinen jedenfalls vorüber zu sein: Einzig Telefónica O2 möchte die derzeitige Zahl an Shops und Partnershops noch deutlich erhöhen: Mittelfristig will das Unternehmen 1.100 Shops im O2-Look haben, derzeit sind es rund 800. "Allein seit Anfang des Jahres haben wir 80 neue Shops eröffnet, und wir setzen den Ausbau mit unveränderter Geschwindigkeit fort", so Lutz Schüler. Auch E-Plus konnte im letzten Jahr mehr als 100 Ladengeschäfte hinzugewinnen, allein die Zahl der Partnershops ist um 85 gestiegen. "Daher sind wir sehr gut aufgestellt", schweigt sich Marketingmanager Bernd Knisch zu weiteren Expansionsplänen aus. Bei Vodafone sind die Grenzen des Shop-Wachstums wohl erreicht: "Ab Abschluss aller Integrationsaktivitäten von Arcor wird das Thema Standortoptimierung eine wichtige Rolle spielen", so Frank Rosenberger von Vodafone.