25 Jahre SMS: Die Party fällt aus
Eine Gelddruckmaschine versiegt
Die großen Telekomfirmen schauten dem Aufstieg von WhatsApp und Co. lange Zeit fast tatenlos zu, auch weil es für die Verantwortlichen schwer vorstellbar war, sich an der Schlachtung des eigenen Goldesels selbst zu beteiligen. In dieser Phase war es auch nicht hilfreich, dass der taumelnde Handy-Riese Nokia einen wichtigen Part bei der Entwicklung des SMS-Nachfolgers RCS (Rich Communication Services) übernommen hatte. Aber auch den Providern fiel es schwer, wirksame Akzente zu setzen. So erwies sich der RCS-Dienst Joyn als Flop.
Inzwischen positionieren die Provider in Deutschland den RCS-Dienst "Message+" beziehungsweise "Call+". Damit kann man Nachrichten an jedes mobile Gerät schicken, egal, in welchem Netz sich das Handy befindet. Außerdem kann man wie bei WhatsApp direkt oder in der Gruppe chatten, Dateien (Fotos, Videos, Musik, Kontakte, Standort etc.) austauschen oder eine Live-Videoübertragung während eines Anrufs starten.
Als Achtungserfolg können die Provider verbuchen, dass RCS seit einem Jahr von Google unterstützt wird. Damit verfügen alle aktuellen Android-Smartphones über einen vorinstallierten Messenger, der die SMS-Weiterentwicklung anbietet. Apple wird im kommenden Jahr ausgewählten Unternehmen die Möglichkeit anbieten, über den Dienst "Business Chat" auf RCS-Basis mit den iPhone-Besitzern zu kommunizieren.
Interessant sind diese neuen Dienste vor allem für Unternehmen, die darüber ihre Kunden besser erreichen können. So könnten Mitarbeiter einer Airline dem Fluggast beim Telefonat zu einer Flugbuchung das elektronische Ticket gleich auf das Smartphone schicken. Und in einem Telefongespräch über eine Verlängerung des Mobilfunkvertrags könnte der Kundenberater dem Anwender die verschiedenen Handy-Modelle im Bild zeigen.
Bei der Weiterentwicklung der Mobilfunkdienste geht es aber nicht nur um Kurzmitteilungen oder die Übertragung bunter Bilder, sondern um eine Erweiterung der Telefondienste selbst. Wie diese Zukunft aussehen könnte, kann man bereits bei T-Mobile in den USA sehen.
Vor einem halben Jahr startete T-Mobile sein "Digits"-Programm. Dabei können Kunden in den USA eine einzige Nummer auf mehreren Geräten nutzen und gleichzeitig mehrere Nummern auf ein und demselben Gerät verwenden - ohne dass ein zweiter SIM-Karten-Slot vorhanden sein muss. Dabei können die Anwender einstellen, dass beispielsweise das Handy auf der Büronummer nur zu gängigen Arbeitszeiten klingelt, dafür aber Anrufe des Partners oder Kinder Tag und Nacht durchgestellt werden. Ob und wann dieser flexible Dienst auch T-Mobile-Kunden in Deutschland verfügbar sein wird, ist allerdings nicht absehbar.