Dommermuth bleibt angriffslustig
24.08.2018, 11:57 Uhr
United Internet auf Expansionskurs
United Internet hat kein eigenes Mobilfunknetz. Nun denkt Chef Ralph Dommermuth auch laut darüber nach, in der kommenden 5G-Auktion mitzumischen und sich damit ein eigenes Netz aufzubauen.
Ralph Dommermuth, Gründer, Vorstandsvorsitzender und größter Aktionär der United Internet AG
(Quelle: United Internet)
Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet bleibt auf Expansionskurs. Nach der Übernahme von Drillisch hat sich Gründer und Chef Ralph Dommermuth nun ein neues Spielfeld ausgesucht: Die anstehende Versteigerung von Frequenzen im neuen Mobilfunkstandard 5G sowie in der Folge ein eigenes Netz. Damit würde er die drei großen Betreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica herausfordern.
Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und was die Aktie macht:
Das passiert bei United Internet
Der Konzern mit Sitz in Montabaur im Westerwald hat sich längst zu einer fixen Größe im Mobilfunk- und Internetmarkt in Deutschland gemausert. Im vergangenen Jahr übernahm United Internet den Telekommunikationskonzern Drillisch und legte sein eigenes Mobilfunk- und DSL-Geschäft unter dessen Dach unter dem Namen 1&1 Drillisch zusammen. Dazu kommt das Geschäft mit Webanwendungen, das Dommermuth früheren Aussagen zufolge mittelfristig an die Börse bringen will.
Das Geschäft von United Internet wächst auch dank der Übernahme kräftig. Jedoch macht dem Konzern der Preiswettbewerb im Mobilfunk zu schaffen. Der Markt in Deutschland gilt als gesättigt, neue Kunden sind häufig nur über hohe Rabatte zu gewinnen. Der Markt gerade mit den billigen Mobilfunktarifen ist umkämpft. Deswegen musste United Internet bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Abstriche beim Kundenwachstum im laufenden Jahr machen, weil der Konzern nicht jeden Rabattschritt der Konkurrenz mitgehen will. Dabei sind die Ausgaben zur Kundengewinnung auch so hoch: Rund 300 Millionen Euro Ergebnisbelastung hat United Internet veranschlagt, um mit subventionierten Smartphones Kunden zu ködern und in üppigere Tarife zu locken.
United Internet ist dabei ein Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz. Und nun denkt Dommermuth auch laut darüber nach, in der kommenden 5G-Auktion mitzumischen und sich damit ein eigenes Netz aufzubauen, statt die Netze der großen Telekombetreiber zu nutzen. Dies würde allerdings hohe Investitionen nach sich ziehen.
United Internet würde zum Konkurrenten von Telekom, Vodafone und Telefonica, was diesen bereits sauer aufstieß. So hatte Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas in einem Interview gesagt, mit einem solchen Schritt würden die Infrastrukturprobleme nicht gelöst. Dommermuth sieht sich hingegen von den Betreibern benachteiligt. Nichtsdestotrotz denkt United Internet auch über Kooperationen nach - so etwa mit der Telekom beim Glasfaserausbau in Deutschland. Allerdings sind dort noch eine Reihe von Details zu klären, wie etwa die Kostenaufteilung.
Das sagen die Analysten
Insgesamt sind die Analysten sehr positiv für United Internet gestimmt. Von 16 der im dpa-AFX Analyser verfügbaren Investmenthäuser empfehlen elf die Aktie zum Kauf, keiner zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 60 Euro - was weit über dem aktuellen Kurs liegt. So sieht Simon Bentlage von Hauck & Aufhäuser zwar einen anhaltenden Preisdruck im Mobilfunk als negativ, jedoch den möglichen Aufbau eines 5G-Netzes als langfristig sinnvolle Möglichkeit an. Es würde United Internet flexibler machen sowie langfristig die Margen verbessern, schätzt er.
Allerdings sei dies mit hohen Investitionen verbunden: Bentlage schätzt die Kosten für die Infrastruktur für United Internet auf bis zu drei Milliarden Euro. Für 5G-Lizenzen würden für 1&1 Drillisch dann noch mal schätzungsweise zwei Milliarden fällig. Die positiven Effekte würden dies jedoch mehr als aufwiegen.
Dass United Internet derzeit Profitabilität vor Kundenwachstum stellt, bewerten Analysten wie etwa Markus Friebel von Independent Research positiv. Für United Internet sprechen seiner Ansicht nach neben dem ohnehin weiter guten Kundenzuwachs die breite Produktpalette und die große Kundenbasis. Zwar sieht er die Schwächen insbesondere im hohen Wettbewerb im Mobilfunkmarkt, doch böte sich dem Unternehmen mit neuen Geschäftsfeldern ein hohes Wachstumspotenzial und die Chance auf eine verbreiterte Produktpalette.
Das macht die Aktie
Mögen die Analysten positiv gestimmt sein - im Aktienkurs spiegelt sich das derzeit überhaupt nicht wider. Das Papier verlor in den vergangenen zwei Monaten mehr als ein Fünftel an Wert, ein ähnliches Minus ergibt sich im Vergleich zu Jahresbeginn. Im Schnitt lag der Kurs in dem Dreimonatszeitraum bei 47,55 Euro - was deutlich unter den Kurszielen der Analysten liegt. Die Experten halten den Kursrutsch daher auch für übertrieben. Dieser sei "nicht in vollem Umfang nachvollziehbar", erklärte etwa Independent-Research-Analyst Friebel. Die Sorge, dass sich das Kundenwachstum bei 1&1 Drillisch mittelfristig abschwächen könnte, rechtfertige nicht einen derart deutlichen Kursrückgang.
Die Analysten der Deutschen Bank erklärten, der Markt versuche, die zukünftigen Optionen für United Internet, wie mögliche 5G- und Netzinvestitionen zu berücksichtigen, allerdings sähen Investoren dort zur Zeit zu stark auf mögliche Risiken.