Studien 27.01.2020, 11:20 Uhr

Kunden wünschen sich digitale Lösungen – doch Händler hinken hinterher

Scanner-Apps, kontaktloses Bezahlen, kassenloser Checkout, interaktive Bildschirme – digitale Lösungen für den stationären Handel gibt es viele. Doch in den Filialen kommt die Digitalisierung zur Enttäuschung der Verbraucher nur langsam voran.
(Quelle: Shutterstock: Branislav Nenin)
Die Verfügbarkeit von Scanner-Apps ist ein gutes Beispiel für den Rückstand der Händler gegenüber den Wünschen der Verbraucher. Laut einer Studie des Bitkom verwenden 17 Prozent der Bundesbürger eine solche Anwendung, um Informationen über Inhaltstoffe und Siegel von Lebensmitteln abzurufen.
Aber mehr als jeder Dritte (37 Prozent) kann sich vorstellen, eine solche Anwendung für sein Smartphone oder Tablet künftig zu verwenden, wenn es ein für ihn passendes Angebot gäbe. Dabei sind insbesondere jüngere Menschen an solchen digitalen Möglichkeiten für mehr Transparenz interessiert: Fast jeder zweite 16- bis 29-Jährige (48 Prozent) würde eine solche App nutzen, bei den über 65-Jährigen sind es immerhin 31 Prozent.
Ähnlich sieht es bei Self-Checkout-Systemen aus. Sie erfreuen sich zwar wachsender Beliebtheit bei deutschen Händlern, ihre Zahl hat sich in den letzten beiden Jahren fast verdoppelt. Einer Erhebung des EHI zufolge bieten inzwischen 970 Märkte die Möglichkeit, den Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen. Dabei sind laut der Studie in 903 Geschäften stationäre Self-Checkout-Kassen, sogenannte SB-Kassen, installiert und in weiteren 96 Geschäften wird das sogenannte Self-Scanning angeboten. Einige Geschäfte bieten ihren Kunden mehrere Variationen des Self-Checkouts an. Bei den installierten Systemen in 903 Märkten kommen derzeit insgesamt rund 4.760 SB-Kassen zum Einsatz. Diese Zahl verblasst allerdings angesichts der rund eine Million herkömmlicher Kassen, die in Deutschland im Einsatz sind.

Es fehlt einfach an Technik und Wissen

Der deutsche Handel zeigt in Sachen Digitalisierung generell kein gutes Gesamtbild. So kommt eine Studie des auf Klang- und Kommunikationskonzepte spezialisierten Start-ups Responsive Acoustics (ReAct) zu dem Ergebnis, dass es in 54 Prozent der Supermärkte an den technischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung fehlt. Gründe hierfür sind, – so die befragten Inhaber, Geschäftsführer und Marktleiter – fehlendes Wissen zum Thema (43 Prozent), mangelnde Software-Lösungen (35 Prozent) sowie eine allgemeine Furcht der Belegschaft vor Veränderungen.
Zahlen des Bitkom bestätigen diese Einschätzungen: So halten sich 73 Prozent der deutschen Handelsunternehmen für Nachzügler in Sachen Digitalisierung und nur 23 Prozent für Vorreiter und Gestalter. Zudem sind 62 Prozent aller befragten Händler der Meinung, der Handel in den Innenstädten müsse sich neu erfinden. 81 Prozent gehen davon aus, dass On- und Offline-Handel miteinander verschmelzen – was allerdings eine erfolgreiche Digitalisierung voraussetzt.
Händler sind also gut beraten, sich eingehend zu informieren und mit Anbietern und Dienstleistern auszutauschen. Nur so lernen sie die Möglichkeiten kennen, die ihnen die Digitalisierung bietet. Die nächste Gelegenheit hierzu bietet die POS connect Messe am 10. und 11. März 2020 in München. Dort können sie sich bei zahlreichen Fachvorträgen über die mannigfaltigen Herausforderungen der Digitalisierung des stationären Handels informieren oder direkt mit Anbietern wie Grassfish, Roqqio, S-Payment, Xplace und Yext in Austausch treten. Zudem führen diverse RetailTouren zu Einzelhändlern in der Münchner Innenstadt, wo die Teilnehmer die Digitalisierung des Handels live erleben. Eine Sonderführung zeigt zudem ein Amazon-Logistikzentrum.




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