Nachbericht 20.09.2022, 09:22 Uhr

Digital X: „Wir fallen zurück“

Telekom-CEO Timotheus Höttges fordert auf der Digital X, Deutschland müsse endlich mehr in die Digitalisierung investieren. Für Microsoft-Teams-Kunden gibt es ein neues Angebot der Bonner.
(Quelle: Deutsche Telekom)
Mit der Digital X hat die Deutsche ­Telekom in vergleichsweise kurzer Zeit eine Plattform geschaffen, die Hersteller, Dienstleister, Start-ups und Kunden – kurzum, alles, was mit Digitalisierung zu tun hat oder haben sollte –, zusammenbringt. Was im Jahr 2017 mit einer Initiative des Netzbetreibers begann, hat sich mittlerweile als anerkannter und vor allem großer Event etabliert. Für die Digital X am 13. und 14. September in Köln meldeten sich rund 70.000 Besucher an – die Veranstaltung war damit ausverkauft.
Initiator Hagen Rickmann, der bei der Telekom Deutschland für den Geschäftskundenbereich verantwortlich ist, hatte am Vorabend noch berichtet, man habe mit etwa 50.000 Besuchern gerechnet und sei von den Anmeldungen nun „überwältigt“. Ein Grund für den rasanten Zuwachs war aber sicher, dass die Telekom ­erstmals auch Privatkunden zur Digital X eingeladen hatte.
Hauptzielgruppe sind aber die B2B-Kunden, die auf einer Fläche von rund zwei Quadratkilometern im Herzen von Köln ein umfangreiches Programm erwartete. Mehr als 300 Partner, über 200 Brandhouses und rund 60 Start-ups präsentierten Innovationen, Lösungen und Praxisbeispiele. Dazu kam ein umfangreiches Bühnenprogramm mit über 300 Rednern und zahlreichen Bands, die die Kölner Innenstadt belebten und zu einer Festival-Meile machten.
Digitalisierung und die Gefahr, dass Deutschland hier endgültig den Anschluss verpassen könnte – das war denn auch der Tenor der Keynote von Telekom-CEO Timotheus Höttges. „‚Made in Germany‘ ist ramponiert“, erklärte er, und dass sich das Land zu lange auf seinem Wohlstand ausgeruht habe. Dabei stehe Deutschland gerade jetzt vor immensen Herausforderungen: der Energiekrise, der Inflation, dem Fachkräftemangel. „Es muss wieder unser Anspruch werden, führend zu sein“, so Höttges. Das gelte insbesondere für den Bereich der Digitalisierung. Hier habe sich Deutschland abhängen lassen. „Im Ranking der 27 EU-Länder zur Digitalisierung ist Deutschland von Platz 11 auf Platz 13 abgerutscht“, merkte er an. „Wir fallen zurück“, so der Telekom-Chef weiter. Das dürfe aber nicht sein, denn „Innovation ist der Wohlstand von morgen“. Er fordert deshalb mehr Investitionen in die Digitalisierung – und zwar in allen Bereichen.

Teams und Mobilfunk wachsen zusammen

Für (Aufbruchs-)Stimmung war also gesorgt – und es gab auch einige, wenn auch nur wenige, Ankündigungen der Bonner. Darunter war beispielsweise die Nachricht, dass T-Systems ein Center of Excellence für die Cloud auf VMware aufbaut und weitere Angebote im Cloud-Umfeld startet. Im Kommunikationsumfeld sorgte der Netzbetreiber für eine Überraschung: Er baut die Zusammenarbeit mit Microsoft Teams aus.
So ist es in wenigen Wochen möglich, dass Nutzer ihre Teams-Accounts mit der Mobilfunknummer bei der Telekom verbinden. Sie können so unabhängig von Ort und Gerät direkt in Teams telefonieren und Inlands- und Auslandsgespräche mit ihrer Mobilfunkrufnummer führen – sowohl ein- als auch ausgehend. Die Nutzung von Chat- und Videokonferenzfunktionen ist ebenso möglich. Die Einrichtung der Verbindung von Teams mit der Telekom-Mobilfunknummer erfolgt im Microsoft Teams Admin Center. Voraussetzung dafür ist allerdings ein GK-Vertrag mit der Telekom. Die Administratoren können sie dann in Teams importieren, und das System sorgt automatisch dafür, dass auch bei der Telekom entsprechende Konfigurationen vorgenommen werden.
Durch die Verbindung stehen auch verschiedene Mobilfunk-Features in Teams zur Verfügung: Das betrifft etwa die Anrufhistorie oder den Zugang zum netzbasierten Anrufbeantworter. Diese Koppelung funktioniert auch in die andere Richtung. Stellvertreter- oder Abwesenheitsregeln, die beispielsweise während eines Urlaubs von Outlook an Teams weitergereicht wurden, gehen nun auch an den Mobilfunk-Account.
Ein Ausbau der Features ist in Planung. Für die Sprachminuten fallen als globale Flat noch rund neun Euro pro Monat und Nutzer an.

Klartext

In Deutschland ist die Telekom (noch) der einzige Mobilfunkanbieter, der die Teams-Integration in sein Netz möglich macht, in anderen Ländern hat Microsoft ähnliche Kooperationen. Dass Microsoft dieses Modell auch hierzulande sukzessive ausbauen wird, liegt auf der Hand – es ist also nur eine Frage der Zeit, wann Voda­fone & Co. folgen werden. Auf den ersten Blick wirkt der Service auch nicht so spannend, denn über die Teams-App sind auch heute schon Telefonate auf mobilen Endgeräten möglich. Und die Apps der Hersteller, die ihre Systeme mit Teams verbinden, leisten das auch. Der Vorteil liegt aber in der nativen Integration, die viel Raum für weitere Features lässt, und dafür gibt es wohl schon einige Pläne.




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