Recruiting as a Service
14.11.2018, 09:45 Uhr
Fachkräfte finden mit Cloud, KI und Social Media
In Zeiten angespannter Personalmärkte müssen Unternehmen neue Wege gehen. Personaler greifen inzwischen vermehrt auf die Hilfe von neuen Technologien wie KI zurück, um geeignete Bewerber zu finden.
Weniger Arbeitsplätze durch den fortschreitenden digitalen Wandel? Davon ist in Deutschland bislang nichts zu spüren. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat jüngst in einem Report zu den Beschäftigungseffekten der Digitalisierung die oft zitierte These, dass es flächendeckend zu einem Abbau von Arbeitsplätzen kommt, widerlegt.
Zwar würden in Berufsgruppen mit hohem Automatisierungsgrad wie dem verarbeitenden Gewerbe weniger Beschäftigte eingestellt, jedoch sei das eher die Folge des Fachkräftemangels und weniger einer sinkenden Nachfrage nach Arbeitnehmern aufgrund von Automatisierungsprozessen, so der IW-Arbeitsmarktexperte Oliver Stettes.
Weltweit planen 86 Prozent der Arbeitgeber, im Zuge der Digitalisierung die Zahl der Arbeitsplätze stabil zu halten oder sogar zu erhöhen. In Deutschland wollen 91 Prozent in den kommenden zwei Jahren so vorgehen. Das hat die Untersuchung "Skills Revolution 2.0" des Personaldienstleisters Manpower Group ergeben. Von einem Abbau der Arbeitsplätze kann also keine Rede sein.
Was aber die Digitalisierung tatsächlich mit sich bringt, ist der Wandel der Anforderungen in der Arbeitswelt - die Skills Revolution. Immer gefragter sind laut Manpower Group Kommunikations- und Organisationstalente, Führungsqualitäten dagegen viel weniger. Das aber wirft die Frage auf: Wie findet ein Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den richtigen Skills, damit seine Digitalisierung voranschreiten kann? Die Antwort liegt in der Digitalisierung selbst - zumindest zum Teil.
Digitalisierung hilft HR
Digitale Technologien halten derzeit auch in den Personalabteilungen verstärkt Einzug. Die Suche nach Arbeitskräften wird automatisiert und geht neue Wege. "Die Zeit ist nah, in der viele Bewerber potenzielle Arbeitgeber einfach auf ihrem Smartphone wegwischen oder bestätigen", meint Hansjörg Votteler, Geschäftsführer von Manpower Deutschland. "Unternehmen sollten sich bereits jetzt darauf vorbereiten und zumindest mobil-optimierte Firmenseiten anbieten."
Bei der Suche nach digitalen Lösungen für das Recruiting (Recruiting as a Service) gilt es für Unternehmen allerdings, einiges zu beachten, erklären die Experten von Manpower Deutschland. Vor allem die App für den Bewerbungsprozess sollten Unternehmen mit Umsicht wählen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verbietet nämlich, Daten von Personen ohne deren ausdrückliche Zustimmung an andere Firmen weiterzugeben. Das kann jedoch etwa beim WhatsApp-Messenger passieren, wenn dieser beruflich genutzt wird. Denn bei der Installation durchsucht WhatsApp das Adressbuch nach anderen Personen, die ebenfalls den Messenger nutzen, und sendet die Daten zum Abgleich an Facebook.
Die App MessengerPeople und Chatbots
Als Alternative nennt die Manpower Group die App MessengerPeople ehemals WhatsBroadcast. Die Manpower Group selbst verschickt über dieses Tool Jobangebote und Infos zielgerichtet an Interessenten, die sich dafür angemeldet haben. "Dieser Kanal erfordert jedoch das Vertrauen der Abonnenten, ein Unternehmen in ihren privaten Bereich zu lassen. Dafür erhalten sie sehr zeitnah und gezielt Jobangebote, die sie selbst steuern können, weil sie nicht von einem Algorithmus ausgewählt und ungefragt angesprochen werden", so Hansjörg Votteler.
Darüber hinaus verweist Manpower auf Chatbots, die den Job eines Headhunters zumindest teilweise übernehmen könnten. Mit einem Algorithmus suchen diese Programme im Internet, etwa bei Facebook oder LinkedIn, nach passenden Kandidaten und posten bei ihnen eine Anzeige. Ein Beispiel für diese neue Technologie sei die Recruiting-Lösung Work4, die sowohl erklärende Daten (Alter, Ausbildung, Berufserfahrung) als auch Verhaltensdaten (geteilte und gelesene Inhalte, Freunde-Netzwerk) verwendet. "Derartige Programme werden Recruiter und Personalvermittler nicht ersetzen können, denn sie merken nicht, wenn sie mit ihrer Ansprache übertreiben und die Bewerber nerven", betont Votteler. Doch würden sich solche Technologien hervorragend eignen, um Personaler zu entlasten und zu ergänzen.