HiFi Headphone
18.08.2020, 08:23 Uhr
NuraLoop: Kopfhörer mit Höranalyse im Test
Der australische Hersteller Nura bringt seine zweiten Kopfhörer auf den Markt. Der NuraLoop analysiert das Hörvermögen des Nutzers und passt die Frequenzen der Musik entsprechend an. Wir haben ihn einem Hörtest unterzogen.
Sich auf dem großen Feld der Kopfhörerhersteller von der Konkurrenz zu differenzieren, ist alles andere als einfach. Der australische Hersteller Nura hat es geschafft, denn seine Produkte sind die bislang einzigen, die das Hörvermögen des Nutzers vollautomatisch analysieren und die Wiedergabe der Frequenzen entsprechend anpassen.
Nun gibt es mit dem NuraLoop ein zweites Kopfhörermodell, dieses Mal ein In-Ear-Gerät. Die Analyse-Funktion ist dieselbe wie beim großen Over-Ear-Modell (hier gehts zum Test). Dabei werden die sogenannten otoakustischen Emissionen aufgezeichnet, das sind Schallwellen, die von den äußeren Haarzellen des Innenohrs als Reaktion auf eingehende Töne ausgesendet werden. In der Medizin wird dieses Verfahren bei Säuglingen eingesetzt, aber auch um etwaige Hörstörungen bei Erwachsenen zu diagnostizieren.
Der NuraLoop nimmt diese Messung innerhalb von etwa einer Minute ohne Zutun des Nutzers vor, er muss dazu lediglich die App auf seinem Smartphone installieren. Das Ergebnis ist ebenso verblüffend wie beim großen Modell: Die Wiedergabe ist bei jedem Nutzer komplett unterschiedlich. Wir haben mit insgesamt 10 Testhörern einen Blindtest gemacht und diese dabei einerseits den unveränderten Standardklang des NuraLoop hören lassen, andererseits aber auch Songs mit ihrem personalisierten Klangprofil und zusätzlich mit dem Klangprofil eines anderen Nutzers. Letzteres schnitt im Vergleich stets mit Abstand am schlechtesten ab, hier sagten alle Hörer, der Song klinge "unnatürlich".
Ohne Klangoptimierung bescheinigten die Testhörer dem NuraLoop guten, aber keinen sehr guten Klang. Anders beim persönlichen Profil: hier wurde vor allem die feine Wiedergabe der Höhen und Stimmen gelobt. Der sogenannte Immersions-Modus, bei dem die Bass-Wiedergabe verstärkt wird, war allerdings nicht jedermanns Sache. Im Test wurde auch deutlich, dass der NuraLoop nicht nur die Frequenzen ändert, die Menschen ab einem bestimmten Alter nicht mehr hören können, sondern tatsächlich eine Analyse des individuellen Hörvermögens erstellt. So empfanden zwei gleichaltrige Testhörer das Profil des anderen als weniger gut als das eigene, obwohl sie theoretisch ähnliche Frequenzen hören können.
Zu den weiteren Features zählen aktive Geräuschunterdrückung, die im Test sehr gut funktionierte und neben tiefen Frequenzen auch viele mittlere und sogar hohe Frequenzen ausblenden konnte. Die vom Hersteller angegebene Spielzeit von bis zu 16 Stunden konnten wir nicht erreichen, meist war nach 13 bis 14 Stunden Schluss, was aber immer noch eine gute Laufzeit ist.
Die Steuerung über die Touch-Flächen ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man kann sowohl durch Antippen der Ohrteile als auch durch ein Kreisen an den Außenseiten verschiedene Funktionen nutzen, beispielsweise die Lautstärke ändern oder den Social Mode aktivieren. Bei diesem werden Außengeräusche verstärkt, sodass man beispielsweise Ansagen im Bahnhof verstehen kann.
In Deutschland ist der NuraLoop seit Anfang Juni zu einem Preis von 229 Euro im Fachhandel erhältlich. Als Distributionspartner fungiert die SoulAr GmbH. Im Lieferumfang befinden sich ein USB-A-Ladekabel und ein 3,5-mm-Klinkenkabel mit jeweils proprietärem, magnetischem Anschluss, Ohrstöpsel in vier verschiedenen Größen und ein Reisebeutel.
Für Ende August hat der Hersteller ein umfangreiches Firmware-Update angekündigt: Zusätzlich zum automatischen Ein- und Ausschalten wird es möglich den NuraLoop manuell ein- und auszuschalten, indem beide Touch-Flächen gleichzeitig gedrückt werden. Neben Kreisbewegungen und einmal Tippen werden die Touch-Flächen auch durch doppeltes Antippen bedienbar, sodass der Schnellzugriff auf mehr Funktionen möglich wird. Ob dann auch die gleichzeitige Verbindung mit mehreren Endgeräten möglich sein wird, sagte der Hersteller nicht. Denn das ist bislang der größte Kritikpunkt am NuraLoop.
Insgesamt hat der NuraLoop noch mehr überzeugt als sein großer Bruder. Die Klangqualität ist exzellent, der Tragekomfort ist deutlich besser und angenehmer als beim Over-Ear-Modell. Mit dem Preis von 229 Euro tritt der NuraLoop in direkte Konkurrenz zu den Modellen von Bose und auch Apple, sticht diese aber alleine schon durch die einzigartige Klangoptimierung aus.