Gegen Abstandszahlung 12.03.2019, 15:42 Uhr

M-net und Landkreis Cham beenden Glasfaser-Projekt

Das Glasfaser-Ausbauprojekt in Cham, für das M-net Anfang 2017 den Zuschlag erhalten hatte, ist endgültig gescheitert. Der Vertrag wird aufgelöst, der Münchner TK-Anbieter verpflichtet sich zu einer Abstandszahlung in unbekannter Höhe.
(Quelle: Bjoern Wylezich/Shutterstock)
Im Januar hatten Berichte für Aufruhr gesorgt, wonach M-Net wegen eines stockenden Glasfaserprojekts im Raum Cham ein finanzielles Fiasko drohe. Nun haben sich der Landkreis Cham und der Münchner Telekommunikationsanbieter darauf geeinigt, das Ausbau-Vorhaben aus dem Jahr 2017 in beiderseitigem Einvernehmen und gegen Leistung einer Abstandszahlung zu beenden. Der Grund: Das Ausbauprojekt ist für M-net wirtschaftlich nicht mehr umsetzbar. Über die Höhe der Abstandszahlung wurde zwischen beiden Partnern Stillschweigen vereinbart.
Der Kreistag des Landkreises Cham hat der Vereinbarung bereits zugestimmt, seitens M-net steht die Vereinbarung noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung durch die Gesellschafterversammlung.
Auch nach dem Rückzug von M-net hält der Landkreis Cham am festgesetzten Ziel einer Erschließung der Region mit einer zukunftsfähigen Glasfaser-Infrastruktur fest, wie es in einer entsprechenden Pressemitteilung heißt. Gemeinsam mit den Gemeinden will der Landkreis Cham daher zeitnah neue Strategien zur Umsetzung des Glasfaser-Ausbaues entwickeln.
Landrat Franz Löffler: „Auch die Menschen im ländlichen Raum haben Anspruch auf schnelles Internet. Zusammen mit den Bürgermeistern setze ich mich dafür mit voller Kraft ein. Ein Rechtsstreit mit M-net hätte das Verfahren nur in die Länge gezogen, ohne etwas für die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.“ Der Landkreis Cham betrachte deshalb in der Konsequenz die nun geschlossene Vereinbarung zur Beendigung der Zusammenarbeit als einzig zielführendes Vorgehen.

Mehrkosten von angeblich 100 Millionen Euro

Zum Hintergrund: Anfang 2017 hatte der bayerische Telekommunikationsanbieter M-net den Zuschlag für den Breitbandausbau im Landkreis Cham erhalten. Rund 6.500 bislang unterversorgte Haushalte und Gewerbebetriebe sollten durch ein neues FTTB- und FTTC-Glasfasernetz erschlossen und künftig mit Internetgeschwindigkeiten von mindestens 50 bis hin zu maximal 300 Megabit pro Sekunde versorgt werden.
Während der Bauphase war es dann aber zu einer extremen Abweichung zu den ursprünglich kalkulierten Kosten gekommen, die Arbeiten gerieten ins Stocken. Die Rede war von Mehrkosten in Höhe von angeblich rund 100 Millionen Euro. In der Folge sollte M-Net ein neues Konzept samt fixem Zeitplan vorlegen, der Landkreis Cham drohte mit hohen Vertragsstrafen - langwierige juristische Auseinandersetzungen schienen möglich, die nun zumindest abgewendet wurden.
Zwischenzeitlich gab es sogar Gerüchte, wonach M-net wegen der Sache die Insolvenz drohe - solche Spekulationen wies Hannes Lindhuber, Leiter Unternehmenskommunikation bei M-net, gegenüber Telecom Handel allerdings scharf zurück. "Die offenen Fragen betreffen ausschließlich das Ausbauprojekt in Cham und haben keine Auswirkungen auf andere laufende Ausbauprojekte oder auf unsere Kunden in anderen Regionen. Es ist selbstverständlich sichergestellt, dass unsere Kunden weiterhin ihre gewohnten Leistungen erhalten", so Lindhuber damals.




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