Pro Bahn
13.01.2020, 13:22 Uhr
Internet in Regionalzügen in der Fläche ist ein Problem
Im deutschen Schienen-Regionalverkehr gibt es immer noch große WLAN-Versorgungslücken, kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn - und fordert mehr Tempo beim Breitbandausbau.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die Verfügbarkeit von kostenfreiem WLAN im deutschen Schienen-Regionalverkehr als unzureichend kritisiert. "Besonders in der Fläche ist das zum Teil ein großes Problem", sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der Deutschen Presse-Agentur. Das liege vor allem an den sogenannten Weißen Flecken, also der mangelhaften Abdeckung mit Sendemasten der Mobilfunkanbieter. "Da muss noch viel passieren", forderte Naumann. Andere Länder seien deutlich weiter.
Aus Naumanns Sicht ist WLAN auch im Regionalverkehr ein wichtiges Qualitätsmerkmal. "Das gehört für einen großen Teil der Reisenden dazu", sagte er. "Wenn auch nicht für 100 Prozent." Auf einer halbstündigen Zugfahrt kämen Fahrgäste zwar nicht auf die Idee, einen Film zu gucken. "Sie genießen es aber natürlich, ihre Mails abzuarbeiten oder Nachrichten zu sehen."
Das sehen auch diejenigen so, die für den Regionalverkehr zuständig sind. Die Bundesländer betrauen mit dieser Aufgabe in der Regel Verkehrsverbünde oder andere Träger. Insgesamt 27 sogenannte Besteller kümmern sich in den einzelnen Bundesländern um den Regionalverkehr. Sie bestellen die Kapazitäten bei den Eisenbahn-Unternehmen und geben unter anderem vor, wie die Züge ausgestattet sein müssen.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr etwa ist einer von drei Bestellern im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Bis Ende des Jahres soll in dessen Bereich nahezu die Hälfte aller Linien mit WLAN ausgestattet sein. Bei den Kollegen im Rheinland soll der WLAN-Anteil am Gesamtnetz bis Mitte dieses Jahres bei 17 Prozent liegen. Die vier wichtigen Regional-Express-Linien 1 (zwischen Aachen und Hamm), 4 (Aachen-Dortmund), 5 (Emmerich-Koblenz) und 6 (Minden-Köln/Bonn) werden dann entsprechend ausgestattet sein, wie ein Sprecher des zuständigen Verkehrsverbunds Rhein-Sieg mitteilte.
In Niedersachsen wiederum liegt der WLAN-Anteil am Streckennetz laut Landesnahverkehrsgesellschaft bei 42 Prozent. Nicht erfasst sind dabei die Region Hannover sowie der Großraum Braunschweig.
Sachsen-Anhalt mit guter Quote
Deutlich höher liegt die Quote in Sachsen-Anhalt. Mehr als 60 Prozent aller Linien sind dort inzwischen mit WLAN ausgestattet. "Ziel des Landes ist, alle Fahrzeuge im Eisenbahnnahverkehr in Sachsen-Anhalt mit WLAN auszurüsten", teilte ein Sprecher des Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt mit. In Bayern wiederum wurde erst im Herbst beschlossen, bei Neubestellungen auf WLAN zu setzen. Ältere Fahrzeuge sollen nachgerüstet werden.
Anders als im Fernverkehr, der in Eigenregie von der Deutschen Bahn betrieben wird, gibt es im Nahverkehr Verträge zwischen den Eisenbahnunternehmen und den Bestellern. Dort ist neben der Ausstattung der Züge auch festgelegt, wie oft auf welchen Strecken wie viele Züge mit wie vielen Sitzen fahren sollen. Verspätungen und Zugausfälle gelten als nicht-erbrachte Leistungen. Die Zugunternehmen müssen in diesem Fall Strafzahlungen leisten, die ebenfalls in den Verträgen geregelt sind.
Auch so ist es zu erklären, dass die Pünktlichkeitswerte im Nahverkehr bei den angefragten Verkehrsverbünden deutlich über denen im Fernverkehr liegen. In der Regel sind mehr als 90 Prozent aller Züge im Nahverkehr pünktlich - zum Teil deutlich.
Die Wahrnehmung sei oft eine andere, betonte der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende Naumann. "Im Nahverkehr sind die Ansprüche an Pünktlichkeit ganz andere", sagte er. Eine Verspätung von zehn Minuten mag bei einer ICE-Fahrt noch tolerierbar sein. Beim täglichen Pendeln sei das aber schon ganz anders - vor allem, wenn man im Anschluss eine U-Bahn oder den Bus erwischen will. "Je häufiger das stattfindet, umso ärgerlicher wird es", sagte Naumann.
Allein die Deutsche Bahn registriert im Regionalverkehr jeden Monat rund 780 000 Fahrten. Zum Vergleich: Im Fernverkehr sind es 20 000.